Wohnen wie im Eigenheim aber mitten in der Stadt
– ist das möglich?
Wer träumt nicht von einem Traumhaus – ganz nach den eigenen Wünschen geplant -, mit einem schönen Garten drum herum – nicht zu groß – einer großen Terrasse für den Feierabend und zum Feiern mit Freunden. Die Kinder haben Platz zum Spielen und Freunde in der Nachbarschaft, im Keller eine Werkbank oder einen Hobbyraum, – das Alles am liebsten mitten in der Stadt.
Sicherlich gibt es die eine oder andere Baulücke in der Stadt, auf der das Bauamt ein Einfamilienhaus oder ein Doppelhaus zulässt.
Aber so mitten unter den großen Nachbar-häusern – fühlt man sich da wirklich wohl?
Die Wohnung: (k)eine Alternative?
Meistens gefallen einem die Grundrisse nicht, sind teilweise unpraktisch. Jeder Wunsch beim Bau wird teuer oder lässt sich erst gar nicht realisieren.
Am schlimmsten, der Garten und die Terrasse fehlen. Man quetscht sich am Feierabend mit der ganzen Familie auf einen schmalen – manchmal nur 1.50 m tiefen Balkon. Dann doch lieber aufs Land und die Fahrtstrecke in Kauf nehmen?
Ja früher, die schönen Stadthäuser von 1900 in Striesen und Blasewitz mit großen Wohnungen, Stuck an der Decke, Parkett, 2-flügeligen Türen, Wohnküche und großen, hellen und hohen Räumen, das hat Flair. Aber die sind meistens so groß, dass man es sich nicht leisten kann, die Heizkosten, ungedämmte Außenwände. Man hört die Nachbarn unter, über oder neben sich. Und wer weiß wie lang das Haus – das ja schon hundert Jahre alt ist – noch hält und welche Kosten im Laufe der nächsten Jahre zur Unterhaltung auf einen zukommen.
Hat sich seit damals nichts getan?
In allen Bereichen fanden seit 1900 Revolutionen statt: Telefon, Auto, Flugzeug, Weltraumfahrt etc. Nur in dem Bereich, der den Menschen die unmittelbare Lebensqualität schenkt – im Wohnungsbau – nicht?
Was ist passiert, bzw. warum ist nichts mehr passiert?
Tatsächlich ist die Geschichte des Wohnungsbaues geprägt von enormen gesellschaftlichen Aufgaben wie Wohnungsnot, Zerstörung und Wiederaufbau. Große Aufgaben, die viele Architekten und Planer nur mit „Systemlösungen“ in den Griff bekamen. Beispiele sind die Bauhaussiedlungen der 20iger und 30iger Jahre nach dem 1. Weltkrieg.
Nach dem 2. Weltkrieg die Siedlungen der 50iger und 70iger Jahre.
Dieser Wohnungsbau, der die Hauptaufgabe im Errichten von Wohnraum darstellt – es galt ja möglichst vielen Menschen in möglichst kurzer Zeit ein Zuhause zu geben – ist geprägt von Standards, die wegen allgemeiner Geldknappheit in der jeweiligen Zeit als die untersten annehmbaren Lösungen für die Menschen angesehen wurden. Und es waren fast immer Lösungen für den Mietwohnungsbau. Die Menschen, die sich eine schöne Eigentumswohnung in der Stadt wünschten blieben meist unberücksichtigt und wurden mit den Standards der Mietwohnungen konfrontiert.
Größer kann der Abstand zum Traumhaus kaum sein.
Eine besondere Verantwortung kommt den Stadtplanern auf den Ämtern zu. Sie legen in Bebauungsplänen schon heute fest, wie die Architekten in den nächsten 50 Jahren zu bauen haben. In vielen Köpfen spukt immer noch die Vorstellungen von den klaren Standards der 20iger, 30iger, 50iger und 70iger Jahre, die aber der Individualität des Einzeln wenig Raum geben. Besonders beliebt ist die Vorstellung, dass Balkone maximal 1,50 m ausladen dürfen, um das Stadtbild zu wahren. Oder, dass die Grundfläche des Baukörpers vorwiegend aus städtebaulicher Sicht und nicht nach den Bedürfnissen der späteren Bewohner festzulegen ist. Bleibt also nur die Flucht aufs Land wo das Leben noch behördlich zugelassen wird?
Nein, denn es gibt eine immer größer werdende Anzahl von Architekten, Planern und Bauträgern, die dieses Defizit erkannt haben und die Ideen des Eigenheimes in die Eigentumswohnung hineintragen.
Diese Idee ist nicht neu. Der Umsetzung wurde nur bisher wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Manche haben bereits ihre Ideen vom Wohnen in der Stadt verwirklicht. Junge erfolgreiche Singles wohnen in Eigentum-Lofts mitten im Herzen einer Großstadt, weil das schick ist!
In Paris, London und New York wohnen Familien seit Generationen in ihren Eigentum-Appartements am Central Park, an der Seine oder Themse, immer in den schönsten Stadtlagen.
Und wer hat nicht schon von einer hellen Penthousewohnung mit Blick auf die Elbe geträumt? In Deutschland wurde dieser Lebensstil im 2. Weltkrieg buchstäblich weggebombt und durch den Mietwohnungsbau ersetzt.
Aber wie könnte das neue Eigenheim in einer Stadtwohnung aussehen?
Jeder hat seine eigene Wunschliste.
Die junge Familie mit kleinem Kind, das ältere Ehepaar mit erwachsenen Kindern, das Rentnerehepaar mit kleinen Enkeln etc. Wie sieht das „Sich-etwas Wünschen“ bei einer Eigentumswohnung aus?
Gehen wir einmal von einer Familie mit 2 Kindern aus. Dazu muss man die unterschiedlichen Bereiche seines Traumhauses betrachten. Als erstes möchte man am Grundriss mit ent-scheiden: die Anzahl der Zimmer, die Größe des Wohn-zimmers, des Essplatzes, der Terrasse, der Kinderzimmer, des Schlafzimmers, des Bades – und meistens bestimmt der Geldbeutel die Größe. Als zweites möchte mand die Hauptstruktur sinnvoll festlegen. Wohnen, Essplatz, Küche Eingang und Terrasse (Balkon) bilden das Zentrum des Familienlebens. Deshalb gehören diese Räume zusammen. Schlafzimmer, Bad, Ankleide- und Kinderzimmer sind Rückzugs-orte und sollen abgeschirmt werden, zum Beispiel im Obergeschoss oder in einem anderen Teil der Wohnung. Ein Beispiel für das Wohnen mit Traumhauscharakter ist das neue Projekt in der Mansfelder Straße in Striesen. Es zeigt, dass der Umsetzung von neuen Lebens- und Wohnvorstellungen Wege offen stehen.
Wohnung mir Vorgarten
Das besondere ist, dass diese Wohnung ein Patio besitzt. Ein Patio ist ein offener Wohnbereich wie ein Atrium. In diesem Projekt betritt man die Wohnung über das Patio, das einem Vorgarten gleich kommt, in dem die Kinder spielen (Sandkasten auf Wunsch inklusive), die Hollywoodschaukel oder ein offener Kamin zum Grillen mit Freunden steht.
Dieses Patio ist das Herz der Wohnung und kann in der kalten Jahreszeit mit einer Schiebeverglasung in einen Wintergarten, der durch die flache Wintersonne erwärmt wird, verwandelt und somit das ganze Jahr über genutzt werden.
Wohnraum, Essplatz und Küche schließen sich unmittelbar an. Der Schlafraum, die Kinderzimmer und das Bad liegen im hinteren und somit ruhigeren Teil der Wohnung. Dieses Projekt ist ein Schritt in die Richtung zu neuen Wohn- und Lebensstilen (-formen). Jeder war schon einmal in einem Ferienhaus in Spanien und kennt das gute Wohngefühl. Das Gefühl kommt aber weniger duch die Erker und Türmchen dieser Häuser, sondern durch die Bewohnbarkeit von Innen- und Außenräumen. Die große Terrasse vor dem Haus macht das Haus zum Haus. In der Mansfelder Straße ist es das Patio, das die Wohnung schon fast zu einem Haus werden lässt und damit dem Traum vom Traumhaus näher kommt. (Das ist doch schon fast wie Wohnen im „Eigenheim“)
Dipl.-Ing. Günther Tschiesche